Neue Werte beim Nutri-Score

Der Nutri-Score (englisch „nutrition“‚ Ernährung und „score“‚ Auswertung, Punktzahl) ist ein System zur Nährwertkennzeichnung von Lebensmitteln. Eine fünfstufige Farb- und Buchstabenskala soll einen Überblick über die Nährwertbewertung eines Produktes liefern. Ziel des Systems ist es, eine Orientierung beim Kauf von Lebensmitteln zu geben und dadurch das Bewusstsein hinsichtlich einer ausgewogenen Ernährung zu steigern.

Es soll laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft insbesondere die Unterscheidung ähnlicher Lebensmittel innerhalb einer Produktgruppe erleichtern, nicht produktgruppenübergreifend.

Es gibt jeweils Berechnungsregeln für die vier Gruppen

  • allgemeine Lebensmittel
  • zugesetzte Fette
  • Käse und
  • Getränke

Käse wäre nach der allgemeinen Berechnungsregel durchgehend rot.

Durch diese Anpassungen werden Lebensmittel wie Tiefkühlpizza, Frühstückscerealien, süße Backwaren oder Fertiggerichte seltener eine grüne Bewertung bekommen. Wann wir die angepasste Kennzeichnung im Supermarkt finden werden, ist aber noch unklar – erst einmal steht noch die Überarbeitung weiterer Kategorien an (Getränke, angekündigt für Ende 2022; Obst, Gemüse und Nüsse, angekündigt für 2023).

Beschlossen wurden folgende Anpassungen

  • Eine strengere Bewertung von Lebensmitteln mit hohem Zucker- und Salzgehalt;
  • Eine bessere Bewertung für (fetten) Fisch, solange keine anderen Nährstoffe wie Öl oder Salz zugesetzt sind;
  • Pflanzliche Öle werden künftig um eine Klasse besser bewertet. Öle mit einem geringen Gehalt an gesättigten Fettsäuren (Raps-, Walnuss-, ölsäurehaltiges Sonnenblumenöl) können so die Klasse B erreichen, ebenso wie Olivenöl. Sonnenblumenöl wird in die Kategorie C eingestuft;
  • Eine bessere Unterscheidung von Nüssen und Samen je nach Salz- oder Zuckerzusatz: Nüsse und Samen ohne Zusatz werden künftig meist in die Kategorie A oder B eingestuft, während gesalzene und/oder gesüßte Versionen im Durchschnitt in die Kategorie C oder sogar D fallen;
  • Eine bessere Unterscheidung zwischen Vollkornprodukten, die von Natur aus reich an Ballaststoffen sind und verarbeiteten Lebensmitteln mit relativ wenig Ballaststoffen (Vollkornbrot ggü. Weißbrot).

Woher kommt der hohe Zucker-Referenzwert?

„Freie Zucker“ sind raffinierte Zucker, die Lebensmitteln und Getränken zugesetzt werden, sowie Zucker, der von Natur aus in Honig und Sirup sowie in Obst- und Gemüsesäften und -konzentraten enthalten ist. „Gesamtzucker“ ist der gesamte in der Ernährung enthaltene Zucker, einschließlich des natürlichen Zuckers in Obst, Gemüse und Milch.

Die großzügige Bewertung von Zucker im Nutri-Score geht auf eine Europäische Verordnung zurück, die einen Referenzwert für Gesamtzucker von 90 Gramm pro Erwachsenem und Tag vorsieht (die Lebensmittel-Informationsverordnung, LMIV). Im Gegensatz dazu empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO), maximal 10 Prozent der täglichen Kalorienzufuhr in Form von freiem Zucker aufzunehmen. Dies entspricht – je nach Land, Alter, Geschlecht und Ernährungsrichtlinien für die tägliche Kalorienzufuhr – etwa 50 Gramm Zucker maximal pro Tag.

Das Problem nach Ansicht des Wissenschaftlichen Ausschusses: Die Verordnung stellt den einzigen verfügbaren, international anerkannten Referenzwert für Gesamtzucker dar. Der Nutri-Score basiert auf den verpflichtenden Nährwertangaben auf der Packungsrückseite, die – neben anderen Nährstoffen – nur über den Gehalt an Gesamtzucker Auskunft geben. Der Nutri-Score in seiner aktuellen Version ist daher nicht in der Lage, freien, zugesetzten oder natürlich vorkommendem Zucker unterschiedlich zu bewerten.

Der Wissenschaftliche Ausschuss betont in seinem Bericht: „Der Wissenschaftliche Beirat erkennt an, dass die Aufnahme von freiem oder zugesetztem Zucker anstelle des Gesamtzuckers in den Algorithmus aus wissenschaftlicher Sicht durchaus relevant wäre, ist jedoch der Ansicht, dass zunächst eine Änderung der Lebensmittelinformations-Verordnung erforderlich ist.“ Die Wissenschaftler rufen also letztlich dazu auf, die EU-Gesetzgebung zu ändern. foodwatch fordert die Europäische Kommission und das Europäische Parlament auf, diese Gesetzgebung dringend zu ändern.

Wermutstropfen

Allerdings ist die Nutzung der Ernährungsampel in Deutschland und den anderen Ländern für die Anbieter der Waren nach wie vor freiwillig, nicht etwa verpflichtend. Berichten des Bundesagrarministeriums zufolge würden sich hierzulande aktuell etwa 570 Unternehmen mit knapp 900 Marken beteiligen.

Weitere Informationen zum Thema Nährwertkennzeichnung

Quelle: foodwatch.de | wikipedia.de | Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft