Die Schilddrüse

Kleines Organ, große Wirkung

Ohne die Schilddrüse würde es im menschlichen Körper drunter und drüber gehen. Denn sie schüttet ständig Hormone aus und beeinflusst damit unseren gesamten Organismus: Herz-Kreislauf-System, Verdauung, Knochenaufbau und sogar die Psyche. Wie ein Schmetterling sieht sie aus und liegt unterhalb des Kehlkopfes. Normalerweise wiegt sie nicht mehr als 25 g und befindet sich unterhalb des Kehlkopfes.

Unsere Schilddrüse stellt die drei Hormone T3 (Trijodthyronin), T4 (Thyroxin) und Calcitonin her. Die Ausschüttung ins Blut wird mittels des Hormons TSH von der Hirnanhangdrüse stimuliert. Die Wirkung der drei Schilddrüsen-Botenstoffe ist sehr vielseitig und teilweise mit den Aufgaben anderer Hormone komplex verflochten. Neben dem Stoffwechsel sind sie auch für das Wachstum des Körpers zuständig und sorgen dafür, dass wir unsere Nahrung schnell und gut verwerten. Aber unsere Schilddrüse ist auch anfällig: Gerät sie aus dem Gleichgewicht – sei es durch Unter- oder Überfunktion, ist sie in der Regel medikamentös behandelbar.

Heiß oder kalt

Schilddrüsenknoten gehören neben der Vergrößerung der Schilddrüse (auch bekannt als „Kropf“) zu den häufigsten Veränderungen des Organs. Hinzukommen sogenannte Über- und Unterfunktionen.

Heiße Knoten

sind Knoten, die unabhängig von jedem Regelkreis Schilddrüsenhormone produzieren. Heiße Knoten sind so gut wie nie bösartig. Sie können allerdings, wenn sie eine gewisse Größe erreicht haben, zu einer Überfunktion führen. Die Symptome einer Überfunktion sind u. a. schneller Pulsschlag, Herzrhythmusstörungen, Reizbarkeit, Durchfall, Heißhunger, Zittern der Finger, körperliche Unruhe und Kraftlosigkeit. Behandelt wird ein isolierter heißer Knoten meistens mit einer Radiojodtherapie. Möglich ist aber auch eine operative Lösung.

Kalte Knoten

sind Schilddrüsenknoten, die aus nicht normal funktionierendem Schilddrüsengewebe bestehen. Die Bezeichnung „kalter Knoten“ bezieht sich auf die reduzierte oder nicht vorhandene Fähigkeit des Gewebes, radioaktives („heißes“) Jod oder Technetium aufzunehmen. Kalte Knoten produzieren wenig bis kein T3 und T4. Da kalte Knoten ein erhöhtes Risiko haben, bösartig zu entarten, sollte ein kalter Knoten genau kontrolliert und beim geringsten Zweifel operativ entfernt werden.

Was spricht für eine Bösartigkeit?

Knoten, die im Schilddrüsenszintigramm wenig oder keinen Tracer aufnehmen, werden als kalte Knoten bezeichnet. In Jodmangelgebieten ist immer noch die Mehrzahl der kalten Knoten gutartig. Dennoch wird zur weiteren Abklärung eine Feinnadelbiopsie, im Zweifel auch eine Operation empfohlen. In Ländern mit ausreichender Jodversorgung ist ein einzelner (solitärer) kalter Knoten bis zum Beweis des Gegenteils als Schilddrüsenkarzinom anzusehen.

Nicht unbedingt muss eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) bei Patienten mit einem oder mehreren kalten Knoten vorliegen. In der Regel kompensiert das gesunde Schilddrüsengewebe die fehlende Hormonabgabe des kalten Knotens und stellt die Versorgung mit Schilddrüsenhormonen sicher.

Schilddrüsenszintigrafie

Die Schilddrüsenszintigrafie ist eine nuklearmedizinische Methode, die zur Untersuchung der Schilddrüse angewendet wird. Sie eignet sich vor allem zur Unterscheidung von kalten und heißen Knoten sowie zur Beurteilung der Gewebestruktur.

Bei der Untersuchung wird eine schwach radioaktive Substanz (Technetium-99m) injiziert. Diese verhält sich ähnlich wie Jod und wird von der Schilddrüse aufgenommen, sodass der Funktions- und Aktivitätszustand der gesamten Schilddrüse und einzelner Teile – auch Knoten – beurteilt werden können. Gewebe, das sehr aktiv ist, wird in der Szintigrafie mit „heißen Farben“, also rot oder gelb, dargestellt. Ist das Schilddrüsengewebe jedoch weniger aktiv, so wird es in „kalten Farben“, also blau oder violett, dargestellt. Die Strahlenexposition ist gering; sie entspricht etwa einem Wert, der in einem halben Jahr natürlicher Exposition durch die Umwelt entsteht.

Vier Nachfragen

  1. Ist die Schilddrüse generell schuld an anhaltender Müdigkeit?
    Das kann sein, muss es aber nicht. Emotionale Verstimmungen, Gewichtszunahme, Müdigkeit, Schwäche, brüchige Nägel können ohne weiteres auch bei Erkrankungen außerhalb der Schilddrüse vorkommen. Hier hilft eine ärztliche Kontrolle, um Klarheit zu erlangen.
  2. Reicht eine Blutprobe?
    Eine einmalige Bestimmung des von der Hirnanhangdrüse produzierten TSH (Thyreoldea-stimulierendes Hormon) genügt nicht, da der Wert mit körperlicher Aktivität schwankt. Auch Medikamente und Übergewicht können ihn erhöhen. Ist bei erneuter Messung der TSH-Wert immer noch auffällig, werden auch die T3- und T4-Werte bestimmt. Zusätzlich sollte man spezielle Antikörper im Blut messe, da sie einen Hinweis auf Hashimoto geben können.
  3. Behandlung bei leicht erhöhtem TSH-Wert?
    Fachleute sprechen bei TSH-Werten zwischen vier und zehn von einer unmerklichen Unterfunktion der Schilddrüse, was bedeutet, dass der Wert außerhalb der Norm ist, die Schilddrüsenhormone aber noch nicht. Hier ist noch nicht gewiss, ob Patienten tatsächlich von einer Tablettengabe profitieren.
  4. Spürbare Behandlungserfolge 
    erkennt man, wenn das durch Tabletten zugeführte Hormonpräparat nach zwei bis drei Monaten Beschwerdefreiheit einstellt. Bei Werten zwischen vier und 10 ist die Thyroxingabe engmaschig zu kontrollieren, denn zuviel davon kann auch schaden: Knochenbrüche, Herzrasen oder Vorhofflimmern können Anzeichen dafür sein.