Wein ist eines der ältesten Kulturgetränke der Menschheit. Bereits den alten Ägyptern, Griechen und Römern war er als allgemeines Heilmittel bekannt. Aber es war Hippokrates, der den Wein um 400 vor Christus in die Heilkunst für spezifische Anwendungen einführte. Er nutzte Wein als Kräftigungsmittel für Genesende, als Beruhigungs- und Schlafmittel, bei Kopfweh und Verstimmungszuständen, als Schmerzmittel, bei Herz-Kreislaufstörungen und sogar bei Augenkrankheiten. Außerdem verschrieb er Wein bei Völlegefühl, bei bakteriellen und toxisch bedingten Darmerkrankungen und als harntreibendes Mittel. Wein wurde zur oberflächlichen Wundbehandlung verwendet und dem Wasser gab man etwas Wein zur Desinfizierung bei.

Geschichte des Weins in der Medizin
Im alten Rom verordnete man schwere rote Weine gegen fieberhafte Magen-Darmerkrankungen, bei Blutungen gerbstoffreiche Weine und gegen Appetitlosigkeit alte Weine. Daneben empfahl man Wein für Umschläge, Einreibungen und Massagen, vor allem bei offenen Wunden von Schwerverletzten.
Im Mittelalter entwickelten sich mancherorts – besonders in Mittel- und Norddeutschland – Apotheken zu nebenbetrieblichen Trinkstuben. In Deutschland wurde noch 1892 von der Ortskrankenkasse in Heidelberg, in Absprache mit den Kassenärzten, Wein gegen verschiedene Krankheiten verordnet.

Warum die Franzosen länger leben…
In weintrinkenden Ländern sterben die Menschen seltener an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. In Langzeitstudien
wurde übereinstimmend demonstriert, dass bei moderatem Alkoholkonsum (im Vergleich zu Alkoholabstinenz) eine deutlich niedrigeren Rate an tödlichen Herz- und Hirninfarkten zu verzeichnen ist. Das gilt für Männer wie für Frauen und ist im höheren Lebensalter besonders ausgeprägt.

Die Fortschritte der analytischen Technik versetzen die Chemiker heute in die Lage, immer neue Wirkstoffe im Wein nachzuweisen, die als Kandidaten für Infarkt- und Krebsprävention in Frage kommen. Sie stammen aus den Traubenschalen und sind im Wein, vor allem im roten, daher konzentrierter vorzufinden als in gewöhnlichem Traubensaft.

In den letzten Jahren haben Forscher auf der ganzen Welt aber auch andere gesundheitlich relevante Bereiche intensiv zu untersuchen begonnen, vor allem die Zusammenhänge zwischen Weinkonsum und Krebserkrankungen, Nierensteinen, Osteoporose, Alzheimer beziehungsweise Demenz. Wenngleich erste Studien insbesondere die gesundheitlichen Vorteile von Rotwein belegten, so scheinen die neuesten Forschungen zu zeigen, dass auch der moderate Konsum von Weißwein ähnlich positive gesundheitliche Auswirkungen hat.

Die Inhaltsstoffe – wie kann Wein der Gesundheit zuträglich sein?
Ein Liter Wein enthält im Durchschnitt: 800 bis 900 Gramm Wasser, 20 bis 30 Gramm Glukose und Fructose, fünf bis zehn Gramm Glyzerin, sechs bis zwölf Gramm verschiedene organische Säuren, 60 bis 100 Gramm Äthylalkohol, einige Gramm Kalium, Magnesium,  Calcium und Eisen, verschiedene Gärrückstände der Weinherstellung.
Auf den ersten Blick mutet das recht „nüchtern“ an. Aber hinter den einzelnen Inhaltsstoffen verbergen sich teilweise kleine Powerpakete. Schon ein bis zwei Gläser Wein können in beachtlichem Maße zur Deckung des täglichen Bedarfs an Mineralstoffen beitragen. Dies gilt vor allem für Kalium, Magnesium, Calcium und Eisen sowie für einige Spurenelemente. Das hauptsächlich in Rotweinen enthaltene Polyphenol hemmt Zellalterung, Entzündungsprozesse, Blutgerinnung und damit die Thrombosebildung.
Für den gesunden Erwachsenen lässt sich aus der Vielzahl der Studien eine Dosis ableiten, bei der gesundheitliche Vorteile, aber noch keine Nachteile zu erwarten sind:

  • Für Frauen: 20 bis 30 Gramm Alkohol pro Tag = 0,2 bis 0,3 l Wein = ein bis zwei Gläser Wein
  • Für Männer: 30 bis 40 Gramm Alkohol pro Tag = 0,4 l Wein = zwei bis maximal drei Gläser Wein


Regelmäßiger und maßvoller Weinkonsum:
Beugt Herzinfarkten vor und erhält die Elastizität der Gefäße, denn Wein verbessert die Durchblutung des Herzmuskels, senkt den Cholesterinspiegel im Blut, verbessert die Fließeigenschaft des Blutes und verringert die Thromboseneigung.

  • verlängert die Lebenserwartung, denn Wein enthält natürliche Antioxidantien, die Zellalterung wird verlangsamt und die Krebssterblichkeit herabgesetzt.
  • entschlackt den Körper, denn die Nieren arbeiten aktiver, Wein steigert den Harnfluss und erhöht die Ausscheidung von Abfallstoffen.
  • unterstützt die Abwehr von Krankheiten, denn Wein setzt die Lebensfähigkeit von Krankheitserregern herab, kann Bakterien und Viren abtöten und steigert die körpereigenen Immunkräfte des Menschen.
  • verlangsamt die Knochenentkalkung und beugt so der vor allem für Frauen gefährlichen Osteoporose vor.
  • ist „Bioregeneration“, denn nach körperlichen Anstrengungen ersetzt auch mäßiger Weinkonsum bereits wertvolle Mineralstoffe, harmonisiert den Körper und erfrischt.
  • hält körperlich und geistig aktiv, denn der altersbedingte Abbau der Gehirnfunktionen wird bei maßvollem Weinkonsum verlangsamt und die Hirndurchblutung und Sauerstoffversorgung des Gehirns verbessert.

 

Rotwein ein Lebenselixier – auch für die Gefäße
Die Mittelmeerkost ist reich an Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralstoffen sowie einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren aus pflanzlichen Ölen oder Seefischen. Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Mittelmeerkost sind rote Weintrauben in Form von Rotwein, der regelmäßig aber mäßig zur Mahlzeit getrunken wird. Der moderate Genuss von Rotwein zum Essen gehört bei den Franzosen zum „savoir vivre“. Die Rotwein-Phenole aus dem Rotwein und die Vitamine aus einer Ernährung mit viel Obst und Gemüse können freie Radikale neutralisieren und so vor Gefäßveränderungen schützen. Die Bestandteile der Mittelmeerkost haben also einen wesentlichen Anteil an der Gesunderhaltung des Herz-Kreislauf- Systems. Mediterrane Küche ist herzgesunder Genuss – auch in Deutschland.

„French-Paradoxon“
Franzosen schlemmen und „sündigen“ für ihr Leben gern. Man sollte annehmen, dass sich dieser Lebenswandel negativ auf die Gesundheit auswirkt. Mais non, ganz im Gegenteil: Das Herzinfarktrisiko in Frankreich für Männer und Frauen zwischen 40 und 69 Jahren ist nur halb so hoch im Vergleich zu anderen Ländern. Und das, obwohl die Franzosen genauso fetthaltig essen und sogar mehr Zigaretten rauchen verglichen mit dem Rest der Europäer.
Dieses Phänomen (niedrigere Sterblichkeitsrate an Herz- Kreislauferkrankungen im Vergleich zu anderen Industrienationen, obwohl die Risikofaktoren wie Zigarettenrauchen, Ernährung mit hohem Fettgehalt vergleichbar hoch sind) bezeichnet man als „French Paradoxon“. Hier drängt sich nun die Frage nach dem „Warum“ auf. Lässt sich die diätetische Vision wissenschaftlich begründen?
Die Antwort ist ebenso ein leuchtend wie paradox: Es ist der regelmäßige Rotweinkonsum, der für herzensgute Gesundheit sorgen soll. C’est vrai! Die Franzosen trinken im Jahresdurchschnitt mehr Rotwein als wir Deutsche es tun – aber entscheidend ist dabei die tägliche Menge des maßvollen Alkoholgenusses. Bei den gleichen Mengen konsumierten Alkohols ist die Infarktrate bei Männern in Belfast im Vergleich zu den Franzosen mehr als viermal so hoch. Entscheidend für die positiven gesundheitlichen Effekte des Rotweins soll folglich ein gleichmäßiger, aber mäßiger Genuss sein und natürlich der Rotwein per se.

Was macht den Rotwein zum Lebenselixier?
Schon seit langem wurde vermutet, dass maßvoller Rotweinkonsum gesundheitsförderlich ist. Anfang der 90er Jahre traten zwei Forscher den wissenschaftlichen Beweis an. 1992 fanden die beiden französischen Wissenschaftler Renaud und de Lorgeril bei einem Feldversuch heraus, dass Rotwein eine vorbeugende gesundheitliche Wirkung zum Beispiel in Bezug auf Arteriosklerose (Arterienverkalkung) hat.
Seitdem wird unermüdlich auf internationaler Ebene an den Inhaltsstoffen des Rotweins geforscht und inzwischen sind mehr als 500 Komponenten gefunden, zu denen Eiweiße, Zucker, Säuren, Gerb- und Farbstoffe, Mineralstoffe, Spurenelemente sowie Aroma- und Bukettstoffe zählen.

Rotwein-Phenole – ein Grund für das French-Paradoxon
Doch welche Inhaltsstoffe verschafften dem Rotwein den Mythos vom langen und gesunden Leben? Es sind vor allem die bioaktiven Rotwein-Phenole die beim Rotwein 0,2% ausmachen, im Weißwein jedoch nur zu 0,01% enthalten sind. Während Weißwein nämlich aus dem gepressten Saft der Traube hergestellt wird, entsteht das satte Rot des Rotweins, weil die ganzen Trauben samt Schale gemaischt werden. So kommen die gesundheitsfördernden Stoffe aus der Schale und den Kernen der roten Weintraube ins Glas.

Was sind Phenole?
Phenole gehören zur Gruppe der sekundären Pflanzenstoffe. Es handelt sich bei dieser Substanzklasse um Produkte des Stoffwechsels von Kohlenhydraten, Fetten und Aminosäuren. Phenole bestehen aus einem aromatischen Ringsystem, an das eine und bei Polyphenolen mindestens zwei alkoholische Gruppen gebunden sind.
Aufgrund des Herstellungsprozesses von Rotwein, bei dem die zerkleinerten Trauben für mehrere Tage mit dem Traubensaft bei der „Maischegärung“ in Kontakt bleiben, kommt es im Rotwein zu einer Anreicherung der vorwiegend in den Traubenschalen und Kernen enthaltenen Polyphenole. Im Gegensatz dazu wird bei der Weißweinherstellung der Traubensaft direkt abgepresst und dann getrennt vergoren. Rotwein enthält deshalb wesentlich höhere Konzentrationen an Polyphenolen (1500–4000mg/l) als Weißwein (200–500mg/l).

A votre santé!

Quelle: www.gesundheit.de